© Frank Hartmann

TAK Gemeinschaftstour Transalp 2023 angelehnt an Heckmeier oder 3 Herren auf Kaffeefahrt

08.08.2023

Aus irgendwelchen nicht mehr bekannten Gründen ist es auf mich gefallen, den Reisebericht über die Kaffeefahrt von 3 alternden Herren (MTB Transalp angelehnt an Heckmeier) zu schreiben. 

Die Fahrenden waren Frank Hartmann (zukünftiger MTB-Guide und Organisator dieser Transalp-Gemeinschaftstour), Bernhard Lenz (der sowieso schon genug für das TAK macht und keine Zeit hat Berichte zu schreiben) und ich – Daniel Haering, der sich um diese Aufgabe nicht drücken konnte. 

Frank wird im Sommer 2023 seine Ausbildung zum DAV-MTB-Trainer starten und wollte dafür noch eine Trainingstour fahren. Sein Training ging schon bei Planung der Tour, Strecken suchen, Hütten buchen, Alternativen für Schlechtwetter oder sonstige Probleme bereithalten und natürlich den „sonstigen Aufwänden“ los. An der Stelle direkt nochmal ein Danke dafür – ich glaube, ich war noch nie auf einem so gut geplanten Alpencross! Dass es dann auch ein Training für Fahren bei Sauwetter werden würde hatte er ja nicht zu verantworten – ich kann guten Gewissens bereits jetzt für „seine“ kommenden Touren werben! 

So ging es nach ‚langer und intensiver‘ Vorbereitung am 21.07.2023 von München HBF mit dem Zug nach Oberstdorf, bei Sonnenschein sind wir in München gestartet – um bei Regen in Oberstdorf anzukommen. Auf den Spuren von Heckmeier weil es doch ein Traum war, einmal die Ur-Transalp zu fahren. Heckmeier ist als erster 1990 von seiner Heimat Oberstdorf nach Riva del Garda gefahren – welchen Boom er damit auslösen würde hat er damals wohl selber nicht geahnt. 

Also dann am Freitagmorgen gleich mal rein in die Regenklamotten, uns gegenseitig versichert, dass wir 3 harte Hund sind und das bestimmt super wird. Voller Hoffnung auf grandiose Landschaft, fahrbare Trails, weniger Schieben und Tragen als Heckmeier verspricht und dann irgendwann Pizza, Pasta und Cappuccino so viel wie reingeht wurden die Rucksäcke (OK – Bernhard hatte auch noch die Lenker-Rakete) geschultert. 

Die erste (und angeblich entscheidende) Schlüsselstelle lag mit dem Schrofenpass direkt vor uns. Von locker Einrollen bis hin zu „Schrofenpass-Haltung – Linke Hand Fahrrad, rechte Hand Stahlseil“ waren wir voll gefordert und konnten dann eine herrlich matschige Abfahrt nach Österreich genießen. 

Von Warth ging es über Lech mehr oder weniger unspektakulär auf die voll belegte Freiburger Hütte – welche mehr mit der Aussicht als dem Abendessen glänzen konnte. 

Auf der Freiburger Hütte haben wir dann gelesen, dass eine Alpencross-Vorbereitung schon mehrere Monate vor der Tour starten soll, man einen Monat vor der Tour sehr wenig Alkohol trinken soll und auf der Tour selbstverständlich keinen Alkohol mehr…. Naja, wir waren ja schon gestartet, ab da konnten wir nur noch hoffen, dass wir heil durchkommen (oder so ähnlich). 

Nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir mit der Hütte auch wieder versöhnt, das war gut, mehr als ausreichend und stärkte uns für Tag 2. 

Den wahrscheinlich schwersten Singletrail (gefühlt S2-S3) der ganzen Tour hatten wir gleich heute in der Früh – die Abfahrt nach Dalaas. Bis auf einen Sturz durch Daniel sind wir auch gut durchgekommen – manch einer konnte mit BMX-Background aus der Sturm- und Drangzeit glänzen und dabei Fahrtechnik-Skills zeigen, wie man sie eigentlich nur von Danny MacAskill erwarten würde. 

Im Anschluss fuhren wir auf den Kristbergsattel um dann die schwer erarbeiteten Höhenmeter leider über Forststraßen zu vernichten, das Ziel war dann schon Schruns. 

Irgendwann um die Mittagszeit waren wir dort (es könnte auch früher gewesen sein – wir haben halt mal wieder gegessen. Das war die zweite Haupt-Beschäftigung dieser Tage neben Radfahren) und hatten nun das Schlappiner Joch zu erklimmen. Die Fahrstraße irgendwo hinter Gargellen ist seit ein paar Jahren für Radfahrer gesperrt. Kontrolleur haben wir aber keinen gesehen. Hier durfte dann auf den letzten 400 Höhenmetern das Rad geschoben, gestoßen, getragen und verflucht werden – der Trail Richtung Davos hat aber bei traumhaftem Wetter für alle Mühen entschädigt. 

In Klosters angekommen wurde schweiz-typische Pizza gegessen, das Salatbuffet geplündert und die ersten Anwandlungen von „die Räder brauchen auch mal Liebe und Pflege – 3 Tropfen Öl müssen aber reichen“ kamen langsam auch auf. 

Der 3. Tag startete mit dem Uphill nach Davos, den Davoser See haben wir rechts liegen lassen und sind dann Richtung Dürrboden gefahren – auf einer Straße mit sehr angenehmer Steigung. Wieder wurden nach Möglichkeit Rennradfahrer(innen) und E-Biker geärgert – man kann ja auch auf so einer Tour keinem Rennen aus dem Weg gehen. Ab dem Dürrboden wird der Weg dann irgendwann mehr oder weniger unfahrbar – wir haben aber auch festgestellt, dass Fahren nicht so viel schneller ist als Schieben. Der damit erreichte Scalettapass ging über in den nächsten Trail – Talort war dann S-Chanf von wo aus wir direkt weiter gefahren sind bis zur Nationalparkhütte Varusch. Den ganzen Tag über hatten wir brauchbares Mountainbike-Wetter und wieder traumhafte Landschaft. Die Varuschhütte war sicher nicht die komfortabelste Übernachtung – die Lage war gut, das Abendessen eher zu wenig für 3 hungrige Kaffeefahrer. 

Das Frühstück von Tag 4 hatten wir schon früh morgens angesetzt – in der Hoffnung, einem kommenden Gewitter auszukommen. Der Plan ging leider nicht auf, zur Alp Vaüglia war es schon ein Sprint wie bei einem Crosscountry-Rennen mit Blitz und Donner um uns herum – nass wurden wir trotzdem. 

Die Hütte wurde zum Aufwärmen und Kaffeetrinken genutzt – und es sollte nicht der letzte Stopp an dem Tag werden. 

Nach gefühlt einer Stunde war es wieder trocken (zumindest von oben), wir fuhren das Val Chaschauna weiter auf den Pass Chaschauna (2.694 m ü. NN, diese Strecke ist mittlerweile wie eine Murmelbahn absolut fahrbar ausgebaut) – nur kam schon während dem Uphill der nächste Schauer. Naja, Alpencross halt. Abfahrt nach Livignio und dort dann wieder so schnell wie möglich ins Warme. Am Heizstrahler wurden die Klamotten so weit wie möglich getrocknet, die nächsten Pizzen wurden vernichtet – um dann irgendwann doch wieder weiterzufahren. Von Livignio City Centre haben wir es tatsächlich bis zum Lago di Livignio geschafft, um im nächsten Schauer zu stehen. Also wieder Pause (wir sind ja eine Kaffeefahrt…) – mit Cola und Bombardino wurde versucht, die Stimmung zu heben was uns auch gelang. Auf dem Weg zum Passo Trela dann der nächste Schauer (ja, es war ein richtig geiler Tag) mit einfachem Trail zum Lago di Cancano. Von dort ging es auf Teer mehrere Serpentinen nach Bormio. Auf dieser Abfahrt hat es dann irgendwann aufgehört zu regnen und mit dem Schütten angefangen. Wir wollten schon fast auf Schlauchboot umstellen – konnten uns dann aber in Bormio im luxuriösen 4 Sterne-Hotel erholen. 

Tag 5 sind wir mit einer langen Radweg-Abfahrt nach Mazzo di Valtellina gestartet, um dann bei teilweise bis zu 18% Steigung auf den Passo del Mortirolo zu fahren. Offensichtlich bei Rennradfahrern beliebt bekamen wir in jeder Kehre die Info, welche Steigung bis zur nächsten Kehre zu bewältigen sein würde. Teile der Gruppe waren mittlerweile schwer am Kämpfen – Magenprobleme und dergleichen waren für diese Tour natürlich nicht zuträglich. Das Wetter war ab da dafür endlich stabil und sonnig. 

Der Abstecher zum Lago di Mortirolo wurde wieder für Erholung und Kaffee genutzt – den Trail, den wir zufällig fanden, hat uns dann zumindest ein paar Meter Teerstraße erspart. 

Nach einer weiteren Pause sind wir dann an Edolo vorbei nach Breno gefahren – Ziel war, einfach schon viele Kilometer im Windschattenmodus hinter uns zu bringen. 

Der vorletzte Tag sollte uns schon nach Storo bringen – dazu musste aber erst mal über den Passo die Crocedomini gefahren werden. Langsam und gemütlich für angeschlagene, E-Biker ärgernd für die anderen war das ein sehr angenehm zu fahrender Pass, gefühlt waren wir praktisch schon mitten in Italien und wir waren zuversichtlich, die Tour erfolgreich abschließen zu können. 

In Storo wurde dann die „gemütliche Fahrweise“ für den letzten Tag vereinbart – Tremalzo light sozusagen. Auch wenn nur 2 der Truppe diese Tour genommen haben (der dritte wollte über Lago di Ledro Höhenmeter sparen und dort eine Runde erholen) wollten wir natürlich unbedingt zusammen in Riva einrollen. 

Aus Tremalzo light wurde aus unerfindlichen Gründen ein „nach heute ist vorbei also Vollgas“ – und während wir dann oben bei Wein, Weib und Gesang (oder so ähnlich) unsere Brotzeit genossen haben sind die Shuttle-Opfer der MTB-Spaßindustrie angekommen. Selbst E-Bikes werden (für uns absolut unverständlich) die Passstraße nach oben geshuttelt. Die Abfahrt auf losem Schotter hat auch bei uns zu einem weiteren Sturz geführt, der Gott sei Dank aber ohne schwerere Schäden ausgegangen ist. 

In Pregasina fanden wir uns dann wieder als Truppe zusammen, haben uns gefreut, dass diese 7 Tage so schön, perfekt organisiert und wunderbar erholsam waren um dann gemütlich Richtung Schwimmen im See und Eis essen zu rollen. 

Von den Menschenmassen am Gardasee ‚erschlagen‘ sind wir noch am Ankunftstag nach Roveretto gefahren. Dort war dann alles geboten, was so eine Tour würdig Enden lässt – Biergarten, nochmals Pizza, Tanz am Marktplatz und dolce Vita. 

Die Rückreise haben wir dann per Zug um 7:50 ab Roveretto gestartet – um dann nach 5 mal umsteigen in München am frühen Nachmittag anzukommen. (den EuroCity mit ohne Umsteigen hätten wir schon 6 Monate im Voraus buchen müssen). Dank frühem Zug, Rückfahrt am Freitag und noch nicht ganz Hochsaison hatten wir zumindest keine Probleme, die Fahrräder im Zug unterzubringen. 

Insgesamt hatten wir da dann so grob 400 km und schwach 14.000 hm in den Beinen, wir waren froh, mal einen Tag nicht im Sattel sitzen zu müssen und uns ein ganzes Wochenende lang noch erholen zu können. 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es trotz Schlechtwetter-Tagen eine sehr coole Tour war, wir glücklich mit sehr wenigen technischen Defekten durchgekommen sind (kein einziger Plattfuß, nur eine kaputte Teleskop-Sattelstütze) und Ankommen am Gardasee einfach doch immer besonders ist.